Sexuelle Störungen sind sehr häufig, aber man spricht relativ wenig darüber. Ich habe kürzlich von einem Experiment gehört: ein Spezialist für Impotenz fragte in einem öffentlichen Vortrag, wer der Anwesenden unter Bluthochdruck leidet. Es meldeten sich ziemlich viele. Dann fragte er, wie viele unter sexuellen Störungen leiden, es meldete sich keiner.
Bei den Männern ist die Impotenz und der vorzeitige Samenerguss am häufigsten. 30% der männlichen Bevölkerung hat einen vorzeitigen Samenerguss. Die Impotenz wird mit dem Alter deutlich häufiger im Alter von 50 Jahren sind bereits 40% der Männer damit belastet. Natürlich sind diese Zahlen unzuverlässig, da eben nicht so offen darüber gesprochen wird.
Der vorzeitige Samenerguss hat viel mit Angst zu tun, er ist definiert als ein vorzeitiger Orgasmus unter dem der betreffende leidet. Also wer darunter nicht leidet, fällt nicht unter diese Kategorie, obwohl natürlich das Leiden nicht messbar ist und auch nicht jeder sich eingesteht, dass er darunter leidet.
Die Impotenz teilt sich in zwei Teile die erektile Dysfunktion und die ejakulative Dysfunktion. Beide haben häufig einen psychischen Hintergrund. Bei der erektilen Dysfunktion spielt auch der Körper eine große Rolle: wer eine fortgeschrittene Atherosklerose hat, hat relativ häufig eine erektile Dysfunktion. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass meist schon ca 6 Jahre vor einem Herzinfarkt eine erektile Dysfunktion eingetreten ist. Das kann man sich gut vorstellen, da die Blutversorgung des Penis darunter leidet, wenn die Arterien nicht durchlässig und elastisch sind.
Es gibt zahlreiche Versuche mit Medikamenten auf die beschriebenen Symptome einzuwirken. Ich will hier nur einige kurz erwähnen. Viagra und Cialis bei erektiler Dysfunktion werden unterschiedlich verwendet. Viagra wird kurz vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen, Cialis auch als Dauerdosierung mit 5 mg pro Tag. Wie befriedigend das Ergebnis erlebt wird, ist verständlicherweise schwer zu überprüfen.
Nach der Erfahrung zahlreicher meiner Patienten, ist es erfreulich, wenn das Symptom noch nicht lange besteht und die Angst vor ED durch das Medikament genommen wird. Erfreuliche Verläufe bei länger bestehender ED habe ich noch nicht beobachtet.
Ab ca dem 50. Lebensjahr ist ED bei Männern mit Herzkreislauferkrankungen häufig. Oft geht sie ca 6 Jahre einem Herzinfarkt voraus. Zu diesem Zeitpunkt wäre die Gefäßschädigung , also die auflagerungen der Arterien durchaus noch postiv beeinflussbar. Bewegung, Ernährung und Schlaf sind dabei die wichtigsten Ansatzpunkte aber das habe ich an anderer Stelle beschrieben.
Chirurgisch kann man die ED dadurch angehen, dass man die Schwellkörper des Penis durch künstliche Schwellkörper oder Prothesen ersetzt. Wie erfreulich die Resultate sind kann ich nicht beurteilen, da so etwas schwer durch Nachfragen zu ermitteln ist.
Zumeist ist die erektile Dysfunktion psychisch verursacht. fast jeder Mann hatte zumindest schon mal eine gewisse Menge Angst davor gehabt. In der Psychotherapie kann man oft beobachten, dass das Symptom, wenn es noch nicht lange besteht, schnell verschwindet. Oft besteht die erektile Dysfunktion auch nur innerhalb der Beziehung, bei Selbstbefriedigung oder außerhalb der Beziehung ist es normal.
Wenn eine erektile Dysfunktion schon sehr lange besteht, sind die Aussichten auf Besserung wie bei allen anderen psychosomatischen Erscheinungen natürlich sehr viel geringer. Aus diesem Grund würde ich jedem raten, das Thema frühzeitig anzugehen und nicht zu warten, bis es sozusagen ein Bestandteil der eigenen Persönlichkeit geworden ist.